Das Dunkle Spiel

Das Dunkle Spiel - Amboss und Feder

Daskoniens Thron und Sicherheit sind in Gefahr. Der Kampf um die Vorherrschaft zwischen den schwarzen Priestern des Diakron und den Anhängern der alten Götter entfacht einen bedrohlichen Funken, der das Königreich in einem Feuersturm aus Chaos und Aufruhr zur verzehren droht. Nun liegt das Schicksal eines Volkes in den Händen zweier Brüder, die nicht wissen, dass sie Brüder sind. Der eine geboren als Prinz, der andere als Sohn eines Schmieds. Wie werden sie ihre Seite wählen und wer wird zuerst fallen? Der Thron, die Priester oder die Götter?

Fesselnde High Fantasy für Fans von George R. R. Martin und Robin Hobb.

Ab sofort im Buchhandel erhältlich.

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Rezensionen

Leseprobe Das dunkle Spiel - Amboss und Feder

Ein schwacher Gott ist nicht mehr als ein leiser Windhauch im Sommer.
Morhain, Göttin des Krieges und der Fruchtbarkeit, hatte nahezu ihre gesamte Kraft eingebüßt, nachdem Thalondias Bruderschaft begann, Daskonien zu besetzen. Ihr Überleben lag damit in den Händen zweier Brüder, die nicht wussten, dass sie Brüder waren. Der eine, geboren als Sohn eines Königs, der andere als Kind eines Schmieds.
Diese Geschichte beginnt jedoch viele Jahre zuvor. Denn ehe die Brüder das Licht der Welt erblickten, mussten drei Menschen zueinanderfinden, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Eine Drui, die uns alten Göttern huldigte; ein Schmied, der nicht an sein Schicksal glaubte; ein Kronprinz, der auf der Flucht vor seinen Pflichten in einen Straßenkampf geriet. Nur drei Figuren, die das große Spiel um das Fortbestehen ihrer Welt eröffnen würden.

Daskonien, 1621
Liamh ließ den Hammer auf den glühenden Stahl niedersausen, dass die Funken in alle Richtungen flogen. Mit muskulösen Armen und geschickten Händen formte er das Metall, das unter den Hieben des Schmiedeeisens nachgab. Es war ein kunstvolles Handwerk, das sein Onkel ihn mit Hingabe gelehrt hatte, doch Liamh fehlte die letzte Spur Herzblut, welche ihn eines Tages zu einem Meister seines Fachs machen könnte. Die Hitze der Esse und der kraftvolle Rhythmus der Hammerschläge auf dem Amboss waren vertraute Elemente in Liamhs Leben. Aber tief im Innern spürte er den unstillbaren Wunsch, mehr zu erreichen.
Der Tag vor dem Pferderennen, das die Feierlichkeiten zu Samhain abschließen würde, begrüßte langsam die Abenddämmerung. Liamh beendete sein Tagwerk und hängte seinen kleineren Hammer in den Gürtel über seinem Leinenhemd. Das restliche Werkzeug fand schnell seinen Platz in der Schmiede. Es wurde Zeit für seine abendliche Runde durch die Straßen von Laith.
Im flackernden Schein der Leuchtpfannen durchzogen Schatten die geschwungenen Gassen. Liamh zog seinen Umhang fester um sich und eilte zwischen den Häusern hindurch, während der Fäustel an seinem Gürtel immer wieder gegen seinen Oberschenkel schlug.
Bei nächster Gelegenheit würde er sich eine geeignete Halterung für den Hammer kaufen müssen.
Samhain war die Zeit, in der die Grenzen zwischen den Reichen der Lebenden und der Toten verschwammen, und man sich von Geistern und Kreaturen erzählte, die zu jener Phase ihr Unwesen trieben. Wie sehr würden sich die Menschen fürchten, wenn sie wüssten, wie viele Geschöpfe auch an anderen Tagen als Samhain die unsichtbaren Pforten zwischen den Welten durchschreiten konnten. Die Geister der Verstorbenen beschränkten sich wohl auf diese eine Nacht.
Aber das galt bei Weitem nicht für die Sidhe oder andere Wesen, wie den Geist der Nordmoore, der als Kind getarnt seine Opfer ins Verderben lockte; die geheimnisvollen Klageweiber, deren Anwesenheit und Gesang den Tod einer geliebten Person heraufbeschwor. Es waren die eingeflüsterten Worte der Darrigh, dunklen Geistern, die sich nachts mit Vorliebe an die Betten kleiner Kinder oder junger Frauen setzten und ihnen Albträume in die Köpfe pflanzten. Sie alle wanderten zu jedem ihnen beliebenden Zeitpunkt über die Grenze.
In der Luft lag der Geruch von Feuer und Rauch, vermischt mit dem Aroma von getrockneten Gewürzzweigen, Heidekraut und Laub, mit denen die Stadtbewohner ihre Häuser schmückten, um böse Geister fernzuhalten. Gegen das Geschehen auf der Straße waren diese Maßnahmen jedoch nutzlos. Ein weiterer Grund für Liamhs Streifzüge durch die Gassen.
»Lasst mich los! Ich habe nichts, was ich Euch geben könnte«, durchbrach eine Jungenstimme die Nacht.
Liamh hielt inne. Die Stimme war aus der nächsten Querstraße gekommen.